Herr Hörhan, bevor wir uns der Frage nach dem Inflationsschutz zuwenden – wie erklären Sie sich eigentlich die aktuelle wirtschaftliche Situation und die exzessive Inflation?
Die Weltwirtschaft hatte es schon vor dem 24. Februar 2022 schwer genug. Die makroökonomischen Verwerfungen durch die Corona-Krise, Lieferkettenprobleme, Mangelwirtschaft und steigende Energiepreise sowie eine zunehmende De-Globalisierung wurden durch den Ukraine-Krieg aber zusätzlich verstärkt. Die damit einhergehende „Great Resignation“, wonach ca. 15-20 % der erwerbstätigen Bevölkerung beschlossen hat, aus dem Erwerbsleben auszusteigen und sich vom Staat erhalten zu lassen, war ebenso nicht hilfreich. Inflation ist nur eine logische Folge davon. Wenn die Menge an Äpfeln gleichbleibt, die Menge an Münzen aber steigt, kann man sich um sein Geld nicht mehr Äpfel kaufen. Sondern es werden die Äpfel teurer.
Die Zentralbanken hatten bisher zur Krisenbekämpfung nur ein Mittel parat: Geld drucken. Dieses „zu viel“ an Geld(menge) im Markt muss nun durch Zinserhöhungen wieder aus dem Umlauf genommen werden – eine schleichende Enteignung der Bürger, die man Inflation nennt. Auf 10 Jahre gesehen bedeutet das einen Kaufkraftverlust von rund 60 %. Konnte man gestern um 40 Euro noch 3 Maß Bier trinken, würde es 2032 nur mehr ein einziges sein.
Das sind ja eher düstere Prognosen. Was kann man aus Ihrer Sicht als Investor tun, um sich vor dieser „Enteignung“ zu schützen?
Drei Dinge sind entscheidend: Cash, harte Vermögenswerte und Fremdkapital. Ich nenne es immer „das Dreigestirn des Inflationsschutzes“. Ich empfehle rund 10-15 % seines Portfolios in Cash zu halten. Nicht nur wegen der überraschenden Rechnung, die vielleicht anfallen könnte, sondern vor allem um flexibel auf Marktchancen reagieren zu können. Worin sollte man investieren? Zu den harten Vermögenswerten zählen nach wie vor Gold, werthaltige Aktien mit einer hohen Dividendenrendite, aber vor allem Immobilien. Finanziert mit einem vernünftig hohen Anteil an Fremdkapital bieten (die richtigen) Immobilien meiner Meinung nach einen guten Schutz gegen die Inflation. Denn bei hoher Inflation wird der tatsächlich rückzuführende Kredit immer weniger wert. Mein Modell vom „kleinen Loch“ ist dazu vielleicht ja schon bekannt.
Abgesehen von der Wohnungsgröße – was sind Ihre persönlichen Auswahlkriterien beim Kauf einer Immobilie?
Die Wohnungsgröße darf nicht unterschätzt werden. Denn schließlich geht es ja um die langfristige, einfache Vermietbarkeit. Je größer die Immobilie, umso schwerer wird sie vermietbar sein. Ich setze deshalb auf Wohnungen mit 1-2 Zimmern in guten wirtschaftlichen Lagen mit starkem Zuzug. Gute öffentliche Anbindung sowie gute Energiekennwerte erhöhen die Mietrenditen genauso wie die Wahl eines sog. „Serviced Apartments“. Der Trend nach möbliertem Wohnraum geht aktuell erst richtig los, genauso wie die Nachfrage nach mietbaren Ferienimmobilien im Alpenraum. Home-Office, Remote-Work aber auch die steigenden Durchschnittstemperaturen in den südlichen Ländern befeuern diese Trends enorm.
Abschließend eine vielleicht indiskrete Frage: Wie viele Immobilien halten Sie selbst in Ihrem Portfolio?
Es sind genau 210. Aber auch ich habe einst mit einer einzigen Wohnung angefangen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation – Stichwort Bärenmarkt – bietet langfristig gesehen die ideale Basis für ein Immobilieninvestment. In jeder denkbaren Zukunft werden Menschen das Bedürfnis nach Wohnraum haben. Verschärfte Kreditbedingungen führen dazu, dass die Nachfrage nach Mietwohnungen steigt, während die Errichtung von Eigenheimen und der private Kauf von Wohnungen rückläufig sein wird. Steigende Nachfrage führt zu steigenden Mieteinkünften, führt aber auch zu einer Wertsteigerung der Immobilie selbst. Heute werden die Helden der Zukunft geboren.
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